Ellbogengelenkdysplasie (ED)
Erkrankungen des Ellbogengelenkes
Das Ellbogengelenk ist ein komplexes Scharniergelenk, das aus drei Knochen dem Humerus (Oberarm), dem Radius (Speiche) und der Ulna (Elle) besteht. Diese drei Knochen müssen exakt zueinander und ineinander passen sowie mit einer Gleitschicht, dem Knorpel, bedeckt sein, um einen reibungslosen Bewegungsablauf zu ermöglichen. Durch verschiedene wachstumsbedingte Erkrankungen, die entweder allein oder aber auch in jeglicher Kombination auftreten können, ist dieser Ablauf gestört. Hierzu zählen die Erkrankungen des medialen Coronoides, die Osteochondrosis Dissecans (OCD), der isolierte Processus anconeus (IPA) sowie Gelenkinkongruenzen.
Darüber hinaus können auch weitere Erkrankungen des Ellbogengelenkes beim wachsenden Hund auftreten. Hierzu zählen die Metaplasien am medialen Condylus (Verkalkungen an der Oberarmgelenkwalze) und die inkomplette Ossifikation der Humeruskondylen (IOHC).
Krankheitskomplex der ED
Der Krankheitskomplex der ED ist multifaktoriell bedingt, das bedeutet, dass neben genetischen Faktoren auch Ernährung, Wachstum, Gewicht und Belastung eine wichtige Rolle spielen. Da die Vererbung polygenetisch und ohne direkte Transmission erfolgt, muss nicht jeder genetische Träger eine ED ausbilden. Für die Zucht bedeutet das, dass Eltern, die ED-Träger sind, auch ED-freie Nachkommen bekommen können, und umgekehrt, dass auch Nachkommen von ED-freien Eltern eine ED entwickeln können.
Die ersten Symptome einer Ellbogengelenksdysplasie treten in der Regel bereits zwischen dem 5. und 7. Lebensmonat auf. Die häufig im späteren Lebensverlauf auftretenden Schmerzen und Lahmheiten sind auf bereits stattgefundene degenerative Veränderungen im Gelenk zurückzuführen. Deshalb sind eine frühzeitige Diagnostik und Therapie der Ellbogengelenkserkrankungen sehr wichtig.
Durch eine eingehende klinisch-orthopädische Untersuchung, Röntgenbilder der Ellbogengelenke und gegebenenfalls einer Computertomografie kann die Diagnose einer ED gestellt werden.
Die Therapie der ED erfolgt angepasst an die Grunderkrankung und wird nach Möglichkeit arthroskopisch (minimalinvasiv) durchgeführt.
Coronoidpathologie
Die Erkrankung des medialen Coronoides, welche früher als fragmentierter Processus coronoideus (FPC) bezeichnet wurde, betrifft den inneren Kronenfortsatz der Ulna und ist die häufigste Erkrankung der ED. Inzwischen zählen hierzu nicht nur Fragmente sondern auch Fissuren, dichteverminderte Coronoidspitzen und Abrasionen des Knorpels oder subchondralen Knochens.
Osteochondose und Osteochondrosis dissecans
Die Osteochondrosis (OC) oder Osteochondosis dissecans (OCD) entsteht durch eine Störung der enchondralen Ossifikation (Verknöcherung). Bei dieser Entwicklungsstörung kommt es sowohl zu einer lokalen Beeinträchtigung in der Verkalkung als auch zu einer Störung beim Einwachsen von Blutgefäßen in den Knochen. Es bildet sich eine dicke Knorpelschicht, deren Nährstoffversorgung gestört ist und die nachfolgend abstirbt, eine Osteochondrose. Bildet sich eine Schuppe, die sich vom darunterliegenden Knochen ablöst, nennt man dies ein Dissekat (OCD).
Isolierter Processus anconaeus
Der Processus anconaeus ist ein Knochenfortsatz der Ulna, welcher spätestens bis zur 20. Lebenswoche an diese anwachsen soll. Bleibt diese Fusion aus, spricht man von einem isolierten Processus anconaeus (IPA).